Dienstag, 17. Juli 2012

Therapiekette Niedersachsen (II)

Keine Anschrift, keine Telefon- und Faxnummer.


An ihren Früchten soll man dieses Netzwerk erkennen?

Nach fünf Monaten Recherche über die Therapeutische Gemeinschaft Wilschenbruch richte ich eine Anfrage an die Therapiekette Niedersachsen (TKN), das nach eigenen Angaben größte Netzwerk von Einrichtungen in Deutschland, die Suchtkranken helfen. Zwei Monate später antwortet mir der TKN-Vorstandsvorsitzende Johannes Harwardt auf einem Briefbogen ohne TKN-Anschrift, Telefon- und Faxnummer. Das Konzept, das Studenten der Jade-Hochschule in Wilhelmshaven für die Öffentlichkeitsarbeit entwickelt haben, scheint also noch keine Früchte zu tragen. Die TKN-Anlaufstelle in Hannover ist inzwischen geschlossen. Dort läuft ein Anrufbeantworter.

Vor einigen Tagen bin ich wieder auf den Internetseiten der TKN und stelle fest, dass dort Verantwortliche der Therapeutischen Gemeinschaft Wilschenbruch aufgeführt werden, die nicht mehr in der Einrichtung arbeiten. Als Leiter wird Ruthard Stachowske angegeben, der vor über einem Jahr entlassen worden ist. Darauf weise ich Johannes Harwardt in einer mail hin. Beantwortet wird meine mail jedoch von Hans-Christian Friedl, der als Gebäudemanager bei der Step gGmbH in Hannover arbeitet. Er teilt mir mit, dass er seit Anfang 2010 nicht mehr für die TKN-Anlaufstelle in Hannover zuständig sei. Die sei geschlossen worden. Was mir bereits bekannt ist.

In einer zweiten mail weist er darauf hin, dass er sich für "meine Probleme nicht die Bohne" interessiere. Meine Frage, warum Johannes Harwardt nicht geantwortet hat, lässt er im Raum stehen. Er werde den TKN-Account löschen lassen, schreibt er mir heute in einer dritten mail. Das Konzept, das Studenten der Jade-Hochschule in Wilhelmshaven für die TKN-Öffentlichkeitsarbeit entwickelt haben, scheint also auch nach über zweieinhalb Jahren noch keine Früchte zu tragen.

Hans-Christian Friedl ist also - wahrscheinlich - seit Schließung der TKN-Anlaufstelle Gebäudemanager der Step gGmbH in Hannover.  Geschäftsführer ist Serdar Saris, bis zu 1. September 2009 Fraktionsvorsitzender der Grünen in der Regionsversammlung Hannover, Verwaltungsratsvorsitzender Sebastian Böstel. Die Therapiekette Niedersachsen gehört zum Paritätischen Wohlfahrtsverband Niedersachsen mit Sitz in Uelzen. Eines der beiden Vorstandsmitglieder ist Sebastian Böstel.

Uelzen ist nur einen Steinwurf von Lüneburg entfernt. Die dortige Sucht- und Jugendhilfe mit der Therapeutischen Gemeinschaft Wilschenbruch unter ihrem Dach ist seit dem 7. Februar 2012 hundertprozentige Tochter der Step gGmbH in Hannover. Seit kurzer Zeit taucht sie im Impressum als Gesellschafterin auf, Serdar Saris als Geschäftsführer. Dem Zusammenschluss sind nach Angaben der Sucht- und Jugendhilfe Lüneburg "intensive Gespräche" mit dem Paritätischen Wohlfahrtsverband Niedersachsen vorangegangen. An denen Sebastian Böstel teilgenommen haben dürfte. Bei dieser Gelegenheit muss er erfahren haben, dass die Personaldecke der Therapeutischen Gemeinschaft Wilschenbruch immer dünner wird, Stellenangebote stehen seit Monaten im Netz, diese Stellen können offenbar nicht besetzt werden.

Der Therapiekette Niedersachsen kann er das als Vorstandsmitglied des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Niedersachsen nicht mitgeteilt haben, als Verwaltungsratsvorsitzender der Step gGmbH scheint er sich nicht sonderlich dafür zu interessieren. Das Konzept, das Studenten der Jade-Hochschule in Wilhelmshaven für die TKN-Öffentlichkeitsarbeit entwickelt haben, trägt also keine Früchte. Weil man an den Früchten alles erkennen könnte, wird Öffentlichkeitstäuschung bevorzugt?

Therapiekette Niedersachsen (III): "Tjade, du alter Schmierfink..."

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