Esoterik: Unsinn, der hilft - oder gefährlicher Unfug?
Wenn eine Frau von Sinnen ist und ein Pastor die Fliege machen musste, weil er Wasser besprach, damit es teurer ist als vorher, dann legt Maischberger den Kopf schief, weil sie eigentlich jede Talkshow allein bestreiten könnte und die Menschen, die sie einlädt, eher überflüssig sind, aber bei solchen Sendungen leider auch dann dabei sein müssen, wenn es um Esoterik geht. Dabei handele es sich um ein Milliardengeschäft, erfuhr das staunende Publikum, das bislang jedes Horoskop in der Tageszeitung übersehen hat. Schon wird eine Frau eingeblendet, die für derlei Unsinn als Esoteriksüchtige 10 000 Euro los geworden ist. Der hätte man einen Anwalt empfehlen sollen, der dieses Geld zurückfordert, weil niemand für einen Blick in die Zukunft bezahlen muss, denn laut Bürgerlichem Gesetzbuch handelt es sich dabei um eine unmögliche Dienstleistung.
"Unsinn, der hilft?" war die Frage, die bis Sendeschluss von niemandem überzeugend beantwortet wurde. Wieder einmal ist ein spannendes Thema verschenkt worden, weil es immer falsch angepackt wird. Wann widmet sich endlich einmal jemand den folgenden Fragen: Wie schaffen Hellseher, Astrologen und Kartenleger Abhängigkeitsverhältnisse? Was geschieht, wenn Esoteriker mit Kritik konfrontiert werden?
Zu den Studiogästen von Maischberger gehörte die Kartenlegerin Sylvie Kollin. Deren Fähigkeiten habe ich vor knapp 20 Jahren bei einem Skatturnier der Kreissparkasse Hannover kennengelernt. Eingeladen worden war sie, weil dieses Turnier an einem Freitag, dem 13., stattfand. Jedem sagte sie die Zukunft voraus, mir prophezeite sie großen Reichtum. Sylvie Kollins Auftritt war als Gag gedacht, was alle begriffen hatten - nur diese Kartenlegerin nicht.
Ein halbes Jahr später legte sie den Besucherinnen und Besuchern eines Festes in Burgdorf bei Hannover die Karten. Ich nutzte die Gelegenheit für einen zweiten Versuch. Zukünftiger Reichtum war mir nicht mehr beschieden. Dewwegen erinnerte ich Sylvie Kollin an ihre Propheizeiung beim Skatturnier der Kreissparkasse Hannover. Da fuhr sie aus der Haut, ich verabschiedete mich. Sie rief mir hinterher: "Sie sollten zuhause anrufen. Ihr Vater ist schwer krank."
Wäre ich ein Abergläubischer, hätte ich in diesem Moment einen großen Schrecken bekommen. Da ich das nicht bin, verbat ich mir diese Unverschämtheit. Dann kam mir die Idee für ein Buch, das 1995 unter dem Titel "Für die Hellseherin wird es dunkel" erschienen ist. Jedes Medium, jede Kartenlegerin und jede Astrologin sagte mir eine andere Zukunft voraus, ganz nebenbei wurde aus mir ein Auserwählter, der mit knapp drei Dutzend anderen Auserwählten diese Erde retten soll. Als der Verlag mit der Werbung für mein Buch begann, bekam ich Anrufe, in denen mir Esoteriker mit Gewalt und anderem Ungemach drohten. Ein Medium schaltete einen Anwalt ein. Der sollte die Veröffentlichung von angeblichen Durchsagen aus dem Jenseits verhindern, die mir von seiner Mandantin schriftlich übermittelt worden waren.
Esoterik - "ein Unsinn, der hilft"?
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