Montag, 1. Oktober 2012

Systemisches Familienaufstellen

So nützlich wie Fußpilz

Systemisches Familienaufstellen ist schwer in Mode - und in etwa so nützlich wie Fußpilz. Hat man Fußpilz, wird einem klar, dass man Füße haben muss, um an denselben einen Pilz zu bekommen. Lässt man seine Familie systemisch aufstellen, wird einem klar, dass man eine Familie haben muss, damit man die Mitglieder irgendwo hinstellen kann. Die Psychotherapeuten, die diese Methode anwenden, haben neuerdings nicht mehr nur ein Brett vor dem Kopf, sondern auch noch eins dabei. Mit Figuren, die Erwachsene und die Kinder darstellen.

An dieser Stelle sollte ich allen mitlesenden systemischen Familienaufstellern wohl erst einmal erklären, was Kinder sind. Kinder sind jene Lebewesen, die von Frauen zur Welt gebracht werden, erst dort herumliegen, wo man sie hinlegt, dann durch die Gegend krabbeln, schließlich aufstehen und zum Postboten sagen: "Papa!" Kinder in sehr jungem Alter können kein Geheimnis für sich behalten, sie krähen es heraus - und lachen auch noch.

Später lernen Kinder, dass sie nicht zum Postboten Papa sagen sollten, sondern zu dem Mann, mit dem Mutti abends ins Bett geht. Die Geschichte vom Postboten wird also zu einem gut gehüteten Geheimnis. Geheimnisse machen Spaß, wissen bald auch die Kleinen, die davon gar nicht genug bekommen können. Aber Geheimnisse hüten, bringt Kindern nicht lange Freude. Deswegen machen sie sich innerhalb oder außerhalb der Familie auf die Suche nach Verbündeten, denen sie alles anvertrauen können. So zeigen Kinder ihre Liebe und ihr Vertrauen.

Außerdem haben Kinder feine Sensoren, sie wissen meistens eher als Erwachsene, wann Gefahr im Verzuge ist und wann sie sich besser verstecken sollten. Ihre Verbündeten nehmen sie mit in ihr Versteck. Dort holt sie auch kein systemischer Familienaufsteller heraus. Sie werden ausgetrickst. Sobald ein Kind begriffen hat, dass eine Figur besser nicht dort hingestellt wird, wo sie der Psychotherapeut sofort entdeckt, wird sie abseits platziert. Darauf fallen die systemischen Familienaufsteller regelmäßig herein und verwechseln räumliche Nähe auf einem Brett mit tatsächlicher Nähe.

Leider aber schreiben sie anschließend nicht in ihre Gutachten, dass sie von einem Kind hinters systemische Familienaufsteller-Licht geführt worden sind, sondern beispielsweise: "Mit dem Familienmitglied XY hat das Kind offenbar Probleme." Glaubt das auch noch ein Familiengericht, dann fällt das Kind in den Brunnen...Nur der Postbote ist fein heraus.

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