56,63 Euro für eine Broschüre von mir?
Eines meiner Bücher finde ich zu teuer: Jemand bietet bei Amazon "Kauft nicht bei Ex-Neuapostolischen" für einen Mindestpreis von 56,63 Euro an. Denn diese Broschüre verkaufe ich immer noch bei www.lulu.com. Für 9,94 Euro.
Auf keine Veröffentlichung von mir hat die Neuapostolische Kirche so höhnisch und so wütend reagiert wie auf diese. Der damalige Kirchenpräsident Richard Fehr schrieb mir sinngemäß, ich solle doch schreiben, was ich wolle, die Leserinnen und Leser würden schon wissen, was sie davon zu halten hätten. Kaum war das Buch auf dem Markt, erstattete die Neuapostolische Kirche gegen mich Strafantrag. Begründet wurde die Anzeige mit der frei erfundenen Behauptung, ich hätte geschrieben, dass die Neuapostolische Kirche ihre Mitglieder so behandele wie "Hitler die Juden". Die Staatsanwaltschaft legte den Vorgang zu den Akten.
Ausgewertet hatte ich alle neuapostolischen Schriften, in denen es um den dritten Kirchenpräsidenten Johann Gottfried Bischoff ging, der erst hinter den Kulissen, dann ab Weihnachten 1951 öffentlich predigte, er werde nicht sterben, weil Jesus zu seinen Lebzeiten wiederkomme. Seine Kritiker überzog er mit Hasspredigten, wer widersprach oder Kontakt suchte mit Zweiflern, wurde ausgeschlossen und verleumdet. Einige Kritiker zahlten mit gleicher Münze zurück.
Wirklich aufgearbeitet hat die Neuapostolische Kirche diese Geschichte nie. Mehr oder weniger zaghafte Versuche scheiterten an mangelnder Bereitschaft zu einer schonungslosen Aufklärung. Ein enger Vertrauter von Johann Gottfried Bischoff drohte Jahrzehnte später mit Enthüllungen, die das Aus für viele bedeuten würden. Doch er beließ es mit Ankündigungen in mitgeschnittenen Telefongesprächen. Ich habe mir diese Mitschnitte angehört und war erstaunt über den rüden Ton.
Heute kämpft die Neuapostolische Kirche mit Mitgliederschwund, den sie auf die demographische Entwicklung schiebt. Doch das Problem ist viel tiefgreifender: Junge Leute laufen dieser Glaubensgemeinschaft weg, neue kommen kaum dazu. Wo die Neuapostolische Kirche früher den Teufel vermutet hat, entstand ein Vakuum. Predigten sind durchsetzt mit Durchhalteparolen. Motto: "Wer bleibt, wird irgendwann von Gott reichlich belohnt."
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