Donnerstag, 7. Februar 2013

Schwachsinn

Hätte sie doch nur professionell gearbeitet

Nach der teilzeitbeschäftigten Rückkehr des Sozialpädagogen Ruthard Stachowske in die Sucht- und Jugendhilfe Lüneburg berichtet die "Landeszeitung für die Lüneburger Heide", diesem Mann seien "vermeintliche Verfehlungen" vorgehalten worden. Die seien: ein Straf- und Kontrollsystem in der von ihm bis zum 4. Juli 2011 geleiteten Therapeutischen Gemeinschaft Wilschenbruch und der Kauf von Blumen für Klienten. Wieso "vermeintliche Verfehlungen"? Das hat Ruthard Stachowske doch nie bestritten. Er hat das sogar bestätigt. Motto: "Anders kann man eine Drogentherapieeinrichtung doch gar nicht führen."

Themen waren vielmehr die Höhe von Strafgeldern für Klientinnen und Klienten, außerdem die Verwendung dieser Nebeneinnahmen und Etikettenschwindel. Mein Anwalt und ich haben einiges von der Staatsanwaltschaft in Lüneburg prüfen lassen. Die meisten Vorwürfe, die von Ex-Klientinnen und Ex-Klienten erhoben worden sind, waren verjährt.  Blieb ein Vorwurf: Stachowske spendete einen Teil dieser Strafgelder an einen katholischen Orden in Indien. Das behauptete ein Ex-Klient. Als der allerdings zum Verhör gebeten wurde, konnte der sich angeblich nicht einmal mehr daran erinnern, ob und was er in die Einrichtung mitgebracht hatte. Zum Thema Spende an katholischen Orden in Indien äußerte er sich überhaupt nicht. Also wurde das Verfahren von der Staatsanwaltschaft in Lüneburg eingestellt. Damit hat Stachowske strafrechtlich betrachtet in allen Punkten als unschuldig zu gelten.

Außerdem konnte seine Behauptung, er habe die eingenommenen Strafgelder den Klientinnen und Klienten bei anderer Gelegenheit wieder zugute kommen lassen, nicht widerlegt werden. Als mir die damalige Geschäftsführerin Gisela van der Heijden erzählte, wie sie die fristlose Kündigung von Ruthard Stachowske begründen wolle, fiel ich aus allen Wolken. Auf meine Bedenken reagierte sie ungehalten: "Die Kündigung ist wasserdicht." Monatelang habe sie alle Belege geprüft, jeden Stein habe sie umgedreht, für Stachowske gab es demnach kein Entrinnen mehr. Vor Gericht stellte sich jedoch heraus, dass Gisela van der Heijden entweder sehr schlampig gearbeitet oder die Anweisung bekommen hatte, bestimmte Themen nicht anzuschneiden. Für die zweite Vermutung sprachen mehrere Gründe. Immer wieder berichtete sie von Problemen, ließ ich die nicht gelten, bekam ich von ihr Antworten wie: "Sie zerstören mein Leben."

Andererseits bestätigte mir Gisela van der Heijden eine vorzügliche Analyse des Stachowske-Systems. Einige Systemfehler wurden oder mussten von ihr sogar korrigiert werden. Doch um die entscheidende Frage drückte sie sich herum. Die lautete: Wie konnte die Therapeutische Gemeinschaft Wilschenbruch einerseits mit familienorientierter Drogentherapie werben, während Stachowske andererseits in der Einrichtung Familien zerstörte? Wie er das hin bekam, habe ich schon fast bis zum Erbrechen geschildert. Mir war klar, warum Gisela van der Heijden dieses Thema nicht so in den Arbeitsgerichtsprozess einführen durfte, dass Stachowske nie wieder eine Chance auf eine Rückkehr gehabt hätte. Denn wenn aufgeflogen wäre, dass die Therapeutische Gemeinschaft Wilschenbruch seit ihrer Existenz Geld für eine Arbeit kassiert hatte, die sie nie machte, wären die Kostenträger möglicherweise Sturm gelaufen.

Wer aber nach der Devise handelt "Wasch mir den Pelz und mach mich nicht nass", ist noch lange kein Klage-Bär. Außerdem übersah Gisela van der Heijden, dass Stachowske sein esoterisches System abgesichert hatte. Mitgemischt hatten auch Jugendämter, die erst zusammenzuckten, als sie erfuhren, was dieser Sozialpädagoge tatsächlich trieb. Für das Jugendamt von Lüneburg galt das allerdings nicht. Bei einem Anruf eines Kindes, dessen Geschwister immer noch in der Einrichtung waren, gebärdete sich ein Mitarbeiter dieser Behörde wie ein Echo im Gebirge: "Wenn du deine Geschwister in der Einrichtung anrufst, darfst du ihnen nicht versprechen, dass sie nach Hause kommen." "Dein Anruf wird mitgehört." Da war Ruthard Stachowske schon nicht mehr Leiter der Einrichtung, sondern Wilfried Osterkamp-Andresen. Der also weiterhin Familien zerstörte. Das allerdings wollte Gisela van der Heijden gar nicht hören. Wenn sie reagierte, dann mit Stoßseufzern: "Das ist ja alles so furchtbar."

Nun brate mir jemand einen Storch, aber nach professioneller Arbeit klingt das doch wohl nicht. Erfuhr ich von einem neuen Fall, legte Gisela van der Heijden schnell wieder die Hände in den Schoß: "Herr Tjaden, machen Sie mal." Stachowske ahnte schon vor seiner fristlosen Kündigung, dass sich die Dinge so entwickeln würden. Er fragte seine Chefin auch schriftlich, ob sie Kontakt mit mir habe. Und was tat sie? Antwortete sie Stachowske "Das geht Sie überhaupt nichts an. Aber wenn Sie schon fragen: Ich schreibe fast schon täglich mails an Tjaden"? Keinesfalls. Sie schrak zusammen und äußerte sich auf eine Weise, die einer Geschäftsführerin nicht gut zu Gesicht steht. So manches erinnerte mich an die gegenseitigen Beschimpfungen von Ex-Klienten und Klienten, die auch ich zuhauf bekam, aber nicht veröffentlichte.

Irgendwann fühlte ich mich wie ein nützlicher Idiot, der sich mit der Kehrseite der Sucht- und Jugendhilfe-Medaille beschäftigen, aber darüber schweigen sollte. Anfangs bekam ich deswegen mails von Gisela van der Heijden, in denen sie mich bat, die Sucht- und Jugendhilfe Lüneburg aus allem herauszuhalten. Wie sollte das möglich sein. Vor dem Arbeitsgericht in Lüneburg hat sich doch erwiesen, dass Stachowske in der Einrichtung Gehilfen hatte - und zwar bis zum Vereinsvorstand. Nur so konnte er - das ist eine neue Zahl - 100 000 Euro für vergebliche juristische Auseinandersetzungen mit mir aus dem Fenster werfen.

Dieses heiße Eisen packt aber auch die "Landeszeitung für die Lüneburger Heide" nicht an. Serdar Saris als neuer Geschäftsführer hütet sich ebenfalls. Das Geld ist eben weg, scheint das Motto zu sein. Was mich die Arbeit gekostet hat, die Gisela van der Heijden mir überließ,  interessiert ebenfalls niemanden.  Wenn nun Serdar Saris auch noch alle paar Wochen mit einem neuen Konzept für die Therapeutische Gemeinschaft Wilschenbruch angetrabt kommt, dann müssten sich eigentlich auch die Kostenträger fragen: "Was will der eigentlich?" Jetzt will Serdar Saris festgestellt haben, dass Erwachsene in der Einrichtung schneller wieder auf die Beine kommen als die Kinder. Deswegen sollen die Erwachsenen länger bleiben. Da muss er nur noch "Bankrotterklärung" drüber schreiben...






9 Kommentare:

  1. der lokalredakteur blickt da verständlicherweise nicht durch...

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  2. nein, die haben sich mit mehreren Ex-Klienten getroffen, Unterlagen gesichtet und waren entsetzt!
    Das Schweigen der Lämmer.

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  3. wer war entsetzt? die landeszeitung für die lüneburger heide? im juni 2011 hat diese zeitung sogar einen negativen bericht über gisela van der heijden geplant. als ein ex-klient in der redaktion war, wurde ihm ausgerichtet, dass sich der chefredakteur mit stachowske nur ungern anlegen wolle. dann sollte es zu einem treffen mit einer klientin kommen, die mit einem ex-klienten diskutieren sollte. die klientin brachte gleich mehrere frauen mit, die für stachowske schon vor der kamera gestanden hatten. gisela van der heijden wusste das angeblich alles nicht. beim ndr lief sogar eine werbesendung für stachowske. auch davon ist gisela van der heijden nach ihren angaben überrascht worden. das jahr 2011 endete mit einem werbeartikel für die tg wilschenbruch in der landeszeitung...auch das hat gisela van der heijden angeblich überrascht. der schwanz wedelte immer mit dem hund...

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  4. ach ja, wilfried osterkamp-andresen erzählte in diesem silvester-artikel der landeszeitung, er bekomme anrufe von ex-klienten, die sich bedanken. auch da sagte gisela van der heijden: "das habe ich nicht gewusst." das angebliche lob, das osterkamp-andresen da äußerte, bezog sich zweifelsfrei auf die arbeit seines vorgängers stachowske! alles vergessen?

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  5. und am ersten arbeitsgerichtstag sucht- und jugendhilfe lüneburg gegen stachowske erschien in der landeszeitung eine anzeige, in der sich laut ndr ex-klientinnen und ex-klienten von stachowske bei ihm bedankten. das geld für die anzeige war in der tg wilschenbruch gesammelt worden. die leute, die sich bedankten, waren keine ex-klienten, sondern klienten. auch das will gisela van der heijden nicht gewusst haben. "ich habe davon gehört", sagte sie. auch von dieser sammlung muss wilfried osterkamp-andresen als nachfolger von stachowske gewusst haben. noch fragen?

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  6. So so, das Geld, welches in dieser wunderbaren Einrichtung angeblich nie eingesammelt wurde, kam also den Klienten zugute?? Ich könnte mir auch vorstellen, in welcher Form: Ne Kiste Cola zum DVD-Abend, oder auch die Verpflegung von Besuchern aus Fachkreisen, die in WB zur Supervision angetanzt kamen und allerbest verköstigt wurden. Fitte Fachkräfte kommen den Klienten zwar nur indirekt zugute, aber immerhin... Blödsinn!! Stachowske hat damit ein Machtsystem aufrecht erhalten und bestenfalls Projekte außerhalb der Einrichtung gefördert.
    Und Erwachsene kommen in der Einrichtung schneller auf die Beine als die Kinder? Heißt für mich im Klartext: Eltern von den Kids trennen, die sind ja schon gesund - also am besten raus aus dem Laden. Kids können dann in WB von "Ehemaligen" weiter betreut werden, natürlich unter fachlich professioneller Aufsicht. Altes Modell, neuer Name, oder wie?
    Das ist alles so durchgeknallt!!

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  7. @Andi

    Das Problem meines Anwaltes und von mir war, dass die meisten Vorwürfe verjährt waren. Außerdem hatte Stachowske nach Auffassung der Staatsanwaltschaft von Lüneburg einen seiner Titel gerade noch rechtzeitig zurückgegeben. Blieb nur noch ein Vorwurf, der nicht verjährt war. Ein Ex-Klient hatte die Zweckentfremdung von Strafgeldern behauptet. Als er aber von der Polizei deswegen verhört wurde, konnte er sich angeblich nicht einmal mehr daran erinnern, was er in die Einrichtung mitgebracht hatte. Erst hatte sich dieser Ex-Klient darüber aufgeregt, dass er nicht verhört worden war, deswegen bestand ich auf seine Vernehmung. Dann litt dieser Ex-Klient unter Gedächtnisschwund. Dass man sich dann verarscht fühlt, ist doch wohl klar...

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    1. natürlich, ich habe darüber in Ihren Berichten gelesen, da hat einer den Ar*** zusammen gekniffen! Aber letztlich weiß jeder, der sich auch nur marginal mit diesem Thema beschäftigt hat, dass da großer Bockmist gebaut wurde - und zwar auf Kosten der Renten- und Krankenversicherung, also öffentlicher Kassen. Darüber hinaus wurde bei den Klienten und den Kindern großer Schaden angerichtet. Und hierum geht es eigentlich, oder sollte es zumindest. Verjährungsfristen dürfen einfach nicht dazu führen, dass man die Augen einfach zumacht und so weiter verfährt, als wäre nichts gewesen. Schlimm ist, dass es sowohl in der Jugendhilfe, als auch in derartigen Einrichtungen keine ausreichenden Kontrollen gibt. Sonst wäre ein Stachowske in WB niemals möglich gewesen. Da wird deutlich, wie die Gesellschaft über Drogenabhängige denkt: Lass den mal machen, dann sind wir das Problem los... aber so einfach ist das alles nun mal nicht.

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    2. @ andi

      da ich gerade meine vollstreckungsabwehrklage formuliere, lese ich alte mails, die ich als beweismittel einführen werde. wieder bin ich entsetzt über das, was ich mir alles anhören musste. sexueller missbrauch in einer schule der finneck-stiftung, die gisela van der heijden behauptet hat. sätze, die mit "der heini", "der typ" beginnen. die aufforderung, doch einmal jemanden telefonisch zu belästigen. und so was von leuten, die angeblich professionell arbeiten. die fronten verlaufen überall. deswegen wird diese einrichtung auch nie vernünftig arbeiten können. wegschauen ist da natürlich die bequemste methode. das geschieht nicht nur außer-, sondern auch innerhalb. hauptsache, man steht alle paar tage in der zeitung? und die landeszeitung für die lüneburger heide schreibt auch immer schön am thema vorbei.

      vieles mutet wie in einem krimi mit immer neuen handlungssträngen an. ein kind, das durch deutschland flieht, ein kind, das ein auto stiehlt, während seine schwester dem lehrherrn die bremsleitung des autos kappt, ein kind, das kerzen für seine geschwister in der tg wilschenbruch anzündet, kinder, die froh sind, dem horror entronnen zu sein - und auf dem balkon leute, die nicht mehr herausbekommen als: "das ist ja alles so furchtbar."

      die geschichte ist noch lange nicht zu ende, denn nun werden wieder personen reaktiviert, die einige zeit matt gesetzt worden waren.

      besonders wichtig scheinen anonyme briefe zu sein. die tauchen schon wieder auf. erinnert irgendwie an die titanic. die kapelle spielt einfach weiter, bis das schiff untergegangen ist. und dann will es wieder niemand gewesen, niemand an dem leid schuld sein. und für seriös gehaltene zeitungen titeln was wie "offen, ehrlich, direkt"...

      dabei sollte nur die zahl der marionetten erhöht werden.

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