21. September 2011
Keine Wegweiser aus der Abhängigkeit
Wenn die TG-Mitarbeiterin H. G. die Wahrheit auf ihren Internetseiten schreibt, trifft sie übermorgen den ehemaligen Leiter der Therapeutischen Gemeinschaft Wilschenbruch (TG) in Bad Mergentheim. Dort halten Stachowske und H. G. einen Vortrag. Ob dort wieder zusammenwächst, was zusammengehört, sei dahingestellt. Sollte das so sein, müsste sich Stachowske keinesfalls an ein völlig neues System gewöhnen.
Immer wieder berichten TG-Klienten aus der Phase III, die eigentlich die Schwelle zu einem selbstbestimmten Leben sein soll, über ihre Angst vor einer Zukunft außerhalb der Einrichtung. Niemand befreit sie aus der Abhängigkeit. Einige Teammitglieder können das nicht, andere wollen gar nicht.
Nur außerhalb der Einrichtung hat sich ein Hilfesystem entwickelt. Bei Facebook berichten Ehemalige über ihr neues Leben, wird Menschen geholfen, wenn sie einen Durchhänger haben. Geld bekommt dafür niemand, obwohl dort gelegentlich innerhalb kurzer Zeit mehr Positives bewirkt wird als jemals in der Therapeutischen Gemeinschaft Wilschenbruch.
Vertrauen entwickelt sich nicht aus Worthülsen und aus täglich "Ach, wie ist das schrecklich", sondern aus Versprechen gegeben, Versprechen gehalten. Man sieht nur ohne Angst gut. Glaubwürdigkeit verlieren geht schneller als Vertrauen gewinnen. Die Schuld dafür, dass die Neuen bei der Sucht- und Jugendhilfe Lüneburg immer hilfloser wirken, sollten die endlich bei sich selbst suchen.
Kein Ruthard Stachowske, keine H. G. und auch keine A. S. kann Menschen in die Parade fahren, die sich auf ihre eigenen Beine stellen und sagen: "Ihr könnt mir gestohlen bleiben!" Warum das Kinder schaffen, die Neuen bei der Sucht- und Jugendhilfe Lüneburg aber nicht, müssen die Neuen ebenfalls selbst beantworten.
Bei Facebook geschieht auch dies: Ein Kind, das in der Therapeutischen Gemeinschaft Wilschenbruch verkümmert wäre, bekommt einen Buchtipp. Weg ist das Kind. Hinterlässt vorher die Nachricht: "Ich besorge mir das Buch in der Stadt."
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