Mittwoch, 5. Januar 2011

Stachowskes Welt

5. Januar 2011
Und mit den Tränen kommt Aids

Nachrichten aus einem anderen Universum: Persönlich kennen gelernt habe ich Ex-Klientinnen und Ex-Klienten der Therapeutischen Gemeinschaft (TG)Wilschenbruch das erste Mal im September 2009 bei einem Treffen in Lüneburg. Alle Beteiligten wurden von einer Mitarbeiterin dieser Einrichtung fotografiert, sobald sie die Straße betraten. Diese Mitarbeiterin stand in einem Raum einer gegenüberliegenden TG-Außenwohnung und ließ den Auslöser glühen. "Siehste", meinte dazu eine Elfjährige, die mit ihrer Mutter nach Lüneburg gekommen war, "ich habe doch immer gewusst, dass die ne Meise haben." Kindermund...

Befremdlich fand ich auch, was mir bei diesem Treffen über die Einrichtung erzählt wurde. Dazu gehörte: Bestimmte Wörter dürfe man in der Therapeutischen Gemeinschaft Wilschenbruch nicht benutzen. Weingummi beispielsweise. Der Sinn dieser Vorschrift erschloss sich mir nicht.

Und jetzt hat sich bei mir eine Ex-Klientin gemeldet, die erzählt, dass auch das Wort "Waschpulver" geächtet worden sei, weil es an Drogen erinnere. Ihr Kommentar dazu: "Hä?"

Das erste Aha-Erlebnis sei gewesen: Sie musste sich ausziehen, ihre Bekleidung wurde tagelang eingeweicht, weil vermutlich Drogen darin versteckt seien. Auch die Klamotten ihres Sohnes seien im Wasser gelandet.  Dafür hat diese Ex-Klientin heute nur noch diese spöttische Anmerkung parat: "Ja, klar, man geht zur Therapie, um weiter zu konsumieren, da näht man sich ja selbstverständlich für die gesamte Thearapiezeit Drogen in die Anziehsachen."

Und dann ist da noch ein weißer Handschuh. Den habe der Leiter der Einrichtung stets übergestreift, bevor er kontrollierte, ob seine Schutzbefohlenen bei der allmorgendlichen Putzerei auch alles schön sauber gemacht hatten, denn: "Für den musste alles reiner sein als in einem Operationssaal."


Wenn auch noch das stimmt, dann stellt sich die Frage, ob in der Therapeutischen Gemeinschaft Wilschenbruch nicht ein Rollentausch nützlich wäre: "Kurz bevor er mir meinen Sohn aus meinen Armen riss, schrie er mich an von wegen, dass ich sofort mit dem Weinen aufzuhören habe, da meine Tränen ja meinen Sohn mit HIV und Hepatites anstecken würden."

Das sind schon keine Nachrichten aus einem anderen Universum mehr, doch Wahngebilde sind in dieser Einrichtung keine Seltenheit. So wurde einer anderen Mutter unterstellt, sie werde ganz schnell wieder drogenabhängig, weil sie die Therapeutische Gemeinschaft Wilschenbruch verlassen habe. Das behauptete eine TG-Mitarbeiterin gegenüber einem Jugendamt.

Das fiel aber nicht lange auf solche Horrormeldungen herein, die ganz offensichtlich nur einen Sinn haben: Sind Mutter oder Vater weg, soll wenigstens das Kind bleiben.

Will man das verhindern, kann passieren, was jener Ex-Klientin, die sich jetzt zu Wort gemeldet hat, nach ihren Angaben geschehen ist. Sie habe die Einrichtung verlassen, sei zu ihrer Mutter gefahren, die habe sie nach Wilschenbruch begleitet: "Der Leiter warf uns Hausfriedensbruch vor. Er werde die Polizei holen." Außerdem stehe die Ex-Klientin unter Drogen. Das habe er später auch dem Jugendamt erzählt.

In Kürze hat diese Mutter einen Termin beim Jugendamt. Dann sollte sie Tacheles reden. Auch ein wenig Spott kann nicht schaden, wie dieser über gar schauerliche Ansichten des TG-Leiters: "Ich hätte mal fragen sollen, was die zu Backpulver sagen, wahrscheinlich Backtriebmittel. Aber dann ist das Wort Trieb drin ...hm geht ja auch nicht..."

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