Dienstag, 2. Februar 2010

Tagebuch II

30. Januar 2010
Mutter darf ihren Sohn nicht grüßen

Wieder das Wort „Angst“. Auf dem Kalenderblatt vom 18. Juni 2004. Simone B. schreibt: „Heute bin ich in die Dachwohnung gezogen. Es ist alles Scheiße, und ich habe Angst vor dem, was kommt. Ich habe Angst davor, Merlin zu verlieren. Ich habe Angst davor, dass Merlin bald in eine Pflegefamilie kommt. Ich fühle mich absolut kalt und tot.“

Auch Simone B. berichtet, dass sich meistens andere Mütter um ihren Sohn gekümmert haben, der Leiter der Therapeutischen Gemeinschaft Wilschenbruch habe zu ihr gesagt: „Merlin habe ich jetzt unter meiner Obhut.“ Derlei nennt Professor Dr. phil. Ruthard Stachowske „familienorientierte Drogentherapie“. Die dem Bericht von Simone B. zufolge dazu führen kann: Merlin schläft in einem Nebenzimmer, darf aber nicht zu seiner Mutter.

Im Netz gibt es eine Suchmaschine für Therapie-Einrichtungen in Niedersachsen. Dort findet man auch die Therapeutische Gemeinschaft Wilschenbruch. Dafür sorgt die Therapiekette Niedersachsen, deren „Annahmestelle“ in Hannover laut männlicher Stimme auf einem Anrufbeantworter seit Ende 2009 geschlossen ist.

Per mail habe ich am 9. November 2009 diese Therapiekette um eine Stellungnahme zu den Schilderungen von Müttern gebeten. Fast drei Monate später bekam ich auf einem Briefbogen ohne Anschrift und ohne die üblichen Kontaktdaten diese Antwort: „Als Vorstandsvorsitzender der Therapiekette Niedersachsen bestätige ich den Eingang Ihrer Mail. Die von Ihnen in dieser Mail gemachten Aussagen bezüglich der Therapeutischen Gemeinschaft Wilschenbruch können wir nicht teilen. Johannes Harwardt“.

Würde bedeuten: Alle Mütter, die sich bis heute bei mir gemeldet haben, saugten sich ihre „Aussagen“ aus den Fingern, wie Simone B. ebenfalls diese: „Drei Wochen lang durfte ich meinen Sohn nicht einmal grüßen oder ihn in den Arm nehmen. Ich sollte einfach an ihm vorbeilaufen.“ Für die Therapeutische Gemeinschaft Wilschenbruch hatte sie sich nach ihren Worten aus diesem Grund entschieden: „Ich habe damals die Therapie gemacht, um meinem Sohn wieder näher zu sein.“ Damit habe sie nicht gerechnet: „Ich wusste damals nicht, dass man uns auseinander bringen wollte.“

Teil 3

1 Kommentar:

  1. Fragt sich eigentlich niemand warum diese Mütter , und es geht hier überwiegend um sie , überhaupt auf die Idee gekommen sind im Internet derartig ,,Böses'' über diese Form der Jugendhilfe zu berichten ?
    Wer hätte denn einfach nur so aus , Lust und Tollerei , das Bedürfnis sich nur mal so ,,hetzerisch'' zu äußern , wenn das Erlebte nicht stimmen würde?
    Der Irrsin beginnt doch da wo Lügenkonstrukte Gestalt annehmen , nicht bei denen die das LIVE erlebt haben was einerorts vermutlich immer noch geschieht : Familien zerrütten anstatt zu heilen

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